(Oder: Si fueris Romae, Romano vivito more; si fueris alibi, vivito sicut ibi.)
Ok, inspiriert von Philips konsternierter und mitunter peinlich berührter Reaktion auf seine doch zumindest teilweise etwas chinesisch assimilierte Mutter hier also (m)eine laufend ergänzte Liste von Dingen, die in China anders sind als in der Schweiz, die ich in Shanghai anders mache als in Zürich, die…
DOs – Warum auch nicht?
- V-Zeichen: Chinesische Touristen lassen sich oft und gerne vor typischen Sehenswürdigkeiten ablichten, am liebsten in der Gruppe. Dabei muss unbedingt immer mindestens auch eine zum Siegeszeichen erhobene Hand mit aufs Bild. Vielleicht bedeutet es „Seht her, wir können uns eine solche Reise leisten…“ oder es soll heissen „Hurra, wir leben noch!“ Egal, jedenfalls ertappe ich mich zunehmend dabei, neben einem breiten Cheese-Grinsen auch zwei Finger mit ins Bild nehmen zu wollen.
- Knöchelsöckchen: Jede Chinesin über 40 trägt in Shanghai ‘Mexican Socks’. In der Schweiz würde mich nichts und niemand dazu bringen, in dieser modischen Schrecklichkeit herumzulaufen. Hier aber scheint es mir ein durchaus valabler Kompromiss zwischen zuviel Stoff am Bein (heiss!!) und gänzlich nackten Füssen (staubig!!) zu sein…
- Stäbchen: Nach ein paar Tagen Angewöhnungszeit scheint das Essen mit zwei verlängerten Fingern die einzig vernünftige Variante zu sein. Wozu braucht es eigentlich Messer, Gabel, Löffel, alles wenn möglich noch in doppelter und dreifacher Ausführung, wenn es mit zwei eleganten und platzsparenden Stäbchen genauso gut geht? Die Esswaren werden schon bei der Zubereitung in (zugegeben, mehr oder weniger…) mundgrosse Stücke zerlegt. Auch Tiere werden dabei ohne Rücksicht auf anatomische Gegebenheiten einfach in gleichgrosse Teile zerhackt. Beim Essen müssen die mitgelieferten Fischgräten und Hühnerknochen dann halt diskret aus dem Mund gepult und neben dem Teller auf dem Tisch deponiert werden. Flüssigkeiten werden geschlürft, alles andere lässt sich tatsächlich mit einiger Übung zwischen zwei Stäbchen eingeklemmt über die kurze Distanz vom Schälchen zum Mund befördern, selbst glitschige Pilzchen, glibbrige Meeresfrüchte oder runde Böhnchen…
DON’Ts – Was ich garantiert nicht übernehmen werde
- Spucken: Ja, sie spucken tatsächlich, die Chinesen. Zum Glück kündigt sich ein solches Ereignis jeweils rechtzeitig und lautstark durch vorhergehendes Räuspern an, so dass mir immer genügend Zeit bleibt, einen grossen Sicherheitsabstand einzunehmen. Obwohl es vor allem die Männer tun, habe ich auch schon elegante Damen bei besagter Tätigkeit beobachtet. – Mir bleibt schlicht die Spucke weg.
- Hotpants & Highheels: 10 Zentimeter, weniger darf es bei den Absätzen nicht sein, mehr darf es beim Minijupe nicht sein. Ich bin voller Bewunderung für die jungen Damen, die mit traumwandlerischer Sicherheit bei jedem Wetter kurzgewandet und hochgehackt über halsbrecherisch löchrige Pflastersteine stöckeln, knietiefe Pfützen elegant umgehen oder entspannt im Damensitz hinten auf einem Mofa mitfahren. – Definitiv nur für U20 geeignet.