Formel 1-Feeling auf dem Shanghai International Circuit

Philip ist heute unternehmungslustig und so fahren wir am Nachmittag mit der Linie 11 in den nördlichen Stadtbezirk Jiādìng Qū (嘉定区) und besichtigen dort den Shanghai Formel 1 Circuit (上海国际赛车场, Shànghǎi Guójì Sàichēchǎng): 1x umsteigen, 60 min fahren, 6 元 (umgerechnet knapp 80 Rappen) bezahlen. Nach einer Weile verläuft die U-Bahn oberirdisch, die Stadt hört nie auf, immer wieder ragen unvermittelt riesige neue Hochhaussiedlungen wie Drachenzähne aus dem grünen Nichts auf. Mit Bambusgerüsten werden Neubauten in schwindelerregende Höhen hochgezogen.

Beim Aussteigen hören wir schon von Weitem die Motoren dröhnen. Aber dummerweise haben wir weder eine dicke Kreditkarte noch unseren eigenen Wagen mitgebracht: Wer selber im Maserati fahren will, muss pro Person 8-11’000 元 hinblättern (und darf dann noch nicht einmal die ganze 5.451 Kilometer lange Runde abfahren). Das ist das Dreifache eines durchschnittlichen Monatseinkommens in Shanghai und selbst uns ein bisschen zu teuer…

Weil die Rennstrecke im Bereich des Jangtse-Deltas liegt, besteht der Untergrund zum grössten Teil aus Sumpfgelände und weichen Sedimenten. Damit die Fahrbahn nicht absackt, wurde die Strecke ‘schwimmend’ auf viel Polystyrol gebaut. Und um bei starkem Regen die Fahrbahn schnell und zuverlässig entwässern zu können, wurden beim Fahrerlager grosse Speicherseen angelegt. Die Bauart dieses angeblich zur Zeit modernsten aller Formel-1-Lager ist dem chinesischen Stil nachempfunden, so dass die Funktionalität der Seen zunächst gar nicht offensichtlich ist.

Die Form des Kurses gleicht dem chinesischen Schriftzeichen 上, das ja auch in Shànghăi (上海, ‘Über dem Meer’) vorkommt. Mit den zwei langen Geraden und den darauf folgenden enger werdenden Kurven ist Shanghai eine eher anspruchsvolle Rennstrecke.

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