In eigener Sache

Dieser Blog ist ja gleichzeitig auch mein Reisetagebuch, d.h. die einzelnen Einträge erscheinen an dem Tag, an dem ich etwas Besonderes erlebt habe und nicht an dem Datum, an dem ich sie publiziere. Wenn ich unterwegs bin, schreibe ich natürlich nicht, dazu warte ich lieber die (seltenen) Regentage ab. Darum gerate ich mit der Dokumentation manchmal etwas in Rückstand und plötzlich tauchen neue Blogeinträge in der Vergangenheit auf…

Um dem geneigten Leser und der treuen Leserin das Leben etwas einfacher zu machen, werde ich hier in Zukunft die neuen Blogs mit dem entsprechenden Datum auflisten. – Stay tuned & enjoy!

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Woche 32

Juni: 8.
Juli: 18. / 23. / 30.
August: 5. / 7. / 8. / 13.

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Woche 31

Mai: 30.
Juni: 4. / 13. / 14.
Juli: 2. / 29. / 30.
August: 1. / 2.

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Woche 30

Juni: 26. / 28.
Juli: 12. / 16. / 25. / 31.
August: 1.

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Woche 28 & 29

Juni: 25.
Juli: 8. / 11. / 13. / 15.

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Juni

Mai: 28.
Juni: 7. / 12. / 15. / 21. / 22. / 23. / 24.

Zungenbrecher!

Um die Töne richtig und die Aussprache korrekt hinzubekommen, lässt mich Hàokūn regelmässig zu Beginn der Lektionen chinesische Zungenbrecher üben. Erst wenn meine Zunge so richtig verknotet ist und der Bauch vor lauter Lachen schmerzt, geht es weiter mit Grammatik und Konversation.

Zum Abschied habe ich heute von ihm ein Kinderbüchlein mit ‘Mundverwickelbefehlen’ – so die wörtliche Übersetzung von Ràokǒulìng (绕口令) – geschenkt bekommen. Ist das nicht allerliebst?!

Hier ein kleines Beispiel zum Üben:

粉红墙上画凤凰,
红凤凰,黄凤凰,
粉红凤凰,花凤凰。

Fěn hóng qiáng shàng huà fèng huáng,
hóng fèng huáng, huáng fèng huáng,
fěn hóng fèng huáng, huā fèng huáng.

Auf der rosa Mauer sind Phönixe hingemalt,
ein roter Phönix, ein gelber Phönix,
ein pinker Phönix, ein bunt gemusterter Phönix.

(Und so klingt’s richtig: Raokouling)

Der neue Botanische Garten

Aus Anlass des dreijährigen Bestehens von Swissnex China macht das ganze Team am Nachmittag einen Ausflug zum Neuen Botanischen Garten Chenshan (辰山; Chénshān, Früher-Morgen-Berg). Dieser wurde vor einem Jahr rechtzeitig zur Expo 2010 eröffnet und liegt etwa 30km vom Stadtzentrum entfernt im Distrikt Songjiang (松江区; Sōngjiāng Qū, Pinienfluss-Bezirk).

Mit über 200 Hektaren Fläche ist er einer der grössten Gärten in Asien und die Besucher können sich mit den ehemaligen Expo 2010-Elektroautos bequem im Hop-on Hop-off Verfahren von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren lassen.

Es gibt einen (künstlichen?) See und einen etwa 60m hohen natürlichen Hügel. Der schweisstreibende Aufstieg lohnt sich, denn von hier oben haben wir eine herrliche Aussicht über das ganze Gelände.

Die drei Gewächshäuser sind riesig und liegen wie dösende Drachen im Gras, da kann unsere Masoala-Halle in Zürich daneben glatt einpacken.

Auch der Eingangsbereich ist einschüchternd gross, vor allem heute wo ausser uns praktisch keine weiteren Besucher da sind.

Es ist aber auch zu heiss…!

Hoher Besuch

Heute kommt Markus mit den BAOSteel-Leuten in der Swissnex vorbei. Auf der Agenda steht offiziell die Vorstellung der beiden Organisationen, wie immer in China geht es aber eigentlich erst einmal darum, gutes Guānxì (关系) zwischen den Leuten aufzubauen, sie miteinander in Kontakt zu bringen und persönlich bekannt zu machen, so dass daraus später im besten Fall ein tragfähiges Beziehungsnetz geknüpft werden kann.

Nach der Sitzung gibt’s Kaffeeklatsch im Starbucks, (offenbar braucht es dazu immer Besuch aus der Schweiz, denn obwohl sich eine Filiale gleich im Nachbargebäude befindet, bin ich erst zum zweiten Mal dort). Und am Ende natürlich noch die obligate Fotosession.

Neues aus Entenhausen

iPod, iPhone, iPad – das war gestern… Die Zukunft gehört der iDuck Series!

Was ich da im Supermarkt gefunden habe, gehört definitiv in die Rubrik ‘Seltsame Sitten & Kulinarische Kuriositäten’ (natürlich immer nur aus Schweizer Sicht)! Ein ganzes Sortiment hübscher gelber Plasticbeutel mit dem glücklichen Entchen darauf steht da im Regal. Es gibt in der Reihe 天喔 i(Tiānwō iyā, Tenwow iDuck Series):

  • smoked & spiced duck necks
  • smoked & spiced duck tongues
  • smoked & spiced duck gizzards
  • smoked & spiced duck webs
  • smoked & spiced duck wings

Ich entscheide mich für die gizzards, zum einen weil sie ziemlich harmlos aussehen und zum anderen, weil ich schlicht keine Ahnung habe, was das lustige Wort auf Deutsch bedeutet. Zuhause wird deshalb gleich gegoogelt und geLEOt: gizzard [zool.] – der Kaumagen. Schluck! Urgs!

Doch die Entenmägen sind im Fall echt lecker: Jeder Snack von der Grösse einer Baumnuss ist noch einmal einzeln vakuumverpackt, im Geschmack sind sie vergleichbar mit geräuchertem Rippli, von der Konsistenz her eher noch zarter und ganz wider Erwarten überhaupt nicht zäh.

Stairway to Heaven

Ruhe vor dem Sturm? Die Küstenprovinzen Chinas und damit auch Shanghai wappnen sich für die am Wochenende erwartete Ankunft des bisher stärksten tropischen Wirbelsturms des Jahres 2011, der hier etwas euphemistisch Táifēng Méihuā (台风梅花, Pflaumenblüten-Taifun) genannt wird. Das Wetter ist strahlend schön und so klar wie ich es bisher noch selten erlebt habe, aber der eine oder andere heftige Windstoss kündigt doch schon von einem Wetterumschwung.

Die Lupu-Brücke (卢浦大桥; Lúpǔ Dàqiáo) verbindet Lúwān mit Pǔdōng, ihr Name ist aus den jeweils ersten Zeichen der beiden Distrikte zusammengesetzt.

Fünf Jahre lang, von ihrer Fertigstellung im Jahre 2003 bis 2008, war die Lupu-Brücke mit einer Bogenspannweite von 550m die grösste Bogenbrücke der Welt. Auf dem Scheitel des Brückenbogens befindet sich 100m über dem Wasserspiegel eine kleine Aussichtsplattform. Man erreicht sie über 367 unterschiedlich hohe und steile Treppenstufen, nachdem der obligate Glaslift(!) einen 13 Stockwerke vom Flussniveau auf die Höhe der Fahrbahn befördert hat. Das Gelände der Expo 2010 und der Huangpu-Fluss liegen mir zu Füssen, in alle vier Himmelsrichtungen erstreckt sich endlos Shanghai soweit das Auge reicht – ich liebe diese Stadt!

Der Blick Richtung Norden (anklicken für grösseres Bild)

und nach Süden (anklicken für grösseres Bild)

PS Die Efeupflanzen, die den Brückenpfeiler begrünen, erinnern mich doch sehr an ‘Die Rückeroberung’ von Franz Hohler…

Mahjong

Die Grosseltern spielen jedes Wochenende Mahjong (麻将; má jiàng) mit Verwandten und Freunden und setzen dabei durchaus auch Geldbeträge ein. Ihr professioneller Mahjong-Tisch, ein Wunderwerk an Mechanik und Elektronik mit einem faszinierenden Innenleben (und nur schlappe 100 kg schwer!), mischt vollautomatisch die Steine des grünen Sets, dreht sie mit der richtigen (verdeckten) Seite nach oben und baut unter der Tischplatte bereits die ‘lebende Mauer’ auf, während die Spieler gleichzeitig oben auf dem Tisch mit dem blauen Set eine Runde spielen.

Nach ein paar Durchgängen habe ich die verschiedenen Steine und die grundlegenden Spielzüge einigermassen im Griff und kann auch schon ein paar Pongs (碰; pèng, etwa: Treffer!, drei identische Steine) ansagen. Aber um es zu wahrer Meisterschaft zu bringen, müsste ich wohl doch noch ein paar Wochenenden mehr investieren.

PS  Den zugedeckten Tisch kann man übrigens auch bestens als Unterlage für Rösti und Geschnetzeltes verwenden – oder für einen Teller mit gekochten Hühnerfüssen…

„Death by Chocolate“

Hmm, so lecker!

House of Flour

Gebändigter Bambuswald im Hi-Tech Park

Shanghai hat auch (wieder) ein Tram

Desserts wie wir sie kennen sind hier selten und auch Kaffee ist unüblich. Für die bedürftigen Laowai gibt es aber in Shanghai verschiedene Oasen, die westliche Geschmacksbedürfnisse befriedigen. Das Vienna Café hat ja angeblich die besten Schoggitorten in Shanghai. Falsch! Dieser Pokal geht ganz klar ans House of Flour, kurz HoF. Auch wenn ich dafür ganz weit in den Wilden Osten fahren muss, in den Zhangjiang Hi-Tech Park (张江高科; Zhāngjiāng Gāokē). Dort gibt’s dafür sogar richtigen Illy-Café zu den sündhaft guten Schoggikreationen. Hmmm!

Im Gegensatz zum HoF in der Sinan Road, mitten in der French Concession, ist das Restaurant im Hi-Tech Park hell, geräumig und sparsam eingerichtet. Bei meiner Ankunft ist es noch fast leer, es gibt mehr Servicepersonal als Gäste. Dies ganz im Gegensatz zu den Starbucks, KFCs und unzähligen anderen chinesischen Fastfood-Restaurants in derselben Mall, die bereits rappelvoll sind. Die Speisekarte ist ausschliesslich auf Englisch, die Preise für den Durchschnitts-Chinesen prohibitiv. Es arbeiten aber unglaublich viele Ausländer in den über 500 im Hi-Tech Park ansässigen Firmen und Forschungsinstituten im Bereich Software-Entwicklung oder Biomedizin. In aller Regel sind die mit einem ansehnlichen Expat-Package ausgestattet und können sich’s leisten.

Brian Tan, der Erfinder des HoF-Konzepts (es gibt im Stadtzentrum, rund um den People’s Square mehrere Filialen) hat früher als Küchenchef in Fünfsterne-Hotels gearbeitet. Das merkt man zwar den Preisen an, es äussert sich aber eben auch der Qualität und der sorgfältigen Zubereitung der Gerichte. „Death by Chocolate“ – was für ein Name! Nach der Hälfte des Cakes bin ich tatsächlich fast halbtot vor lauter Süsse und Schokoladenaroma…

Finde die Unterschiede…!

  • ISO 3166: CH – CN
  • Flagge: Weisses Kreuz auf rotem Grund – gelbe Sterne auf rotem Grund
  • Feuerwerk: am Nationalfeiertag und zu Neujahr – immer dann, wenn böse Geister vertrieben werden sollen
  • Administrative Gliederung: 20 ganze und 6 Halbkantone – 22 Provinzen, 4 regierungsunmittelbare Städte, zwei Sonderverwaltungszonen und 5 autonome Gebiete
  • Einwohnerzahl: 7.8 Mio. – 1’339.7 Mio.
  • Geburtstag: 1. August 1291 – 1. Oktober 1949

Das sind doch eigentlich wenige und nur unwesentliche Unterschiede, nicht wahr?

Denn auch in China geht die Sonne im Osten auf, die Menschen werden geboren und haben Mutter und Vater, müssen schlafen und essen, weinen und lachen gemeinsam und sehnen sich nach Sicherheit, Liebe und Geborgenheit.

Meine besten Wünsche zum 1. August in die ferne kleine Heimat!

Phönixkrallen

Ich bin ja der festen Überzeugung, dass man nach einer Schlachtung bitteschön das ganze Tier irgendwie sinnvoll verwerten soll und habe darum grundsätzlich nichts gegen Mahlzeiten, die Entenblut, Schafsaugen, Ochsenschwänze, Kalbszungen oder Schweinemagen beinhalten. Sollte mir also jemand Hühnerfüsse vorsetzen, dann kriege ich davon ganz bestimmt keine kalten Füsse. Die Chinesen sprechen hier aber lieber von Phönixkrallen (凤爪; fèngzhuǎ), das klingt wohl irgendwie edler.

Muskelfleisch ist keines daran, dafür stecken jede Menge kleine Fingerknöchelchen (einfach wieder ausspucken) und Knorpel (sehr crunchy!!) drin, umgeben von Sehnen und Haut (sehr gallertartig…). Die Hühnerfüsse gehen beim Kochen auf und sehen dann mehr aus wie knuddlige kleine Babyhändchen als wie Krallen eines Fabelwesens. Wenigstens sind die Zehennägel netterweise entfernt worden. Trotzdem, ein bisschen kannibalisch bin ich mir schon vorgekommen, als ich heute abend in trauter Runde an meinen zwei Hühnerfüssen geknabbert habe. Geschmacklich sind sie übrigens gar nicht mal so übel.

Scharf mit alles... (Nur der Nagellack fehlt noch!)